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Rückblick auf GV in Luzern

Der Verband Avenir50plus darf auf eine gelungene Generalversammlung vom Samstag, 18. März 2017 in Luzern zurückblicken, die von 36 Personen besucht wurde. Der bisherige Vorstand mit Suzanne Graf, Erwachsenenbildnerin und Heidi Joos, Coach hat Verstärkung erhalten durch Mary Berchtold, HR-Fachfrau, Myrtha Bucher, Coach, und Maria Kienholz, HR-Integrationsfachfrau. Abschied zu nehmen galt es von Herbert Nell als Präsidenten, nicht aber als Mitglied. Herbert hat vor mehr als vier Jahren gemeinsam mit anderen mitgeholfen, den Verband zu gründen. Wir danken ihm auch an dieser Stelle nochmals für seine vielfältigen Dienste und seine Loyalität und wünschen ihm für seine berufliche Zukunft als Unternehmer einer Spitex-Dienstleistung weiterhin viel Erfolg. Neu wirbt er als Botschafter 50plus für unsere Anliegen.

Im zweiten Teil informierte Richard Koller vom Verein ZAFI über das Initiativbegehren «Zuerst Arbeit für Inländer (ZAFI)» Der Verein will die Initiative im Juni 2017 lancieren. Die Anwesenden stimmten mit grossem Mehr zu, das Initiativbegehren der überparteilichen Gruppierung um Richard Koller zu unterstützen. Hier zum Entwurf des Initiativtextes, der noch nicht beglaubigt ist.

Wer die Initiative unterstützt, unterstützt damit in erster Linie ein demokratisches Instrument des Volkes, seine Interessen zum Ausdruck zu bringen, verbunden mit der konkreten Absicht, den Diskurs über einen Inländervorrang aufrecht zu erhalten.

Auf volle Zustimmung stiess das Anliegen des Vorstandes Avenir50plus, in den drei Kantonen mit der höchsten Anzahl Erwerbslosen kantonale Petitionen zu lancieren, die einen griffigen Inländervorrang analog dem Genfer Model fordern.

Der fröhliche Ausklang bei Paella und Wein rückte für Momente den Stress, der mit Arbeitssuche verbunden ist, in den Hintergrund. Wir danken allen, die mitgeholfen haben unser Verbandsleben zu bereichern.

 

 

 

 

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Zukunft der Arbeit

Geht uns die Arbeit aus? Das war der Aufhänger eines NZZ-Podiums über die Zukunft der Arbeit vom Februar 2017. Die digitale Revolution ist an einem Punkt angelangt, an dem die intelligenten Maschinen den arbeitenden Menschen nicht bloss helfend unterstützen, sondern ihn als Arbeiter und Fachkraft zu ersetzen beginnen. Es zeichnet sich ab, dass Maschinen zwecks Erhöhung der Produktivität und Profitabilität in Bereiche vorstossen, wo Menschen bisher unabdingbar waren: als Lastwagenfahrer oder Zugführer, als Postbote oder Putzkraft, Anlageberatende oder Bürofachangestellte. Droht durch den Wegfall dieser Berufe eine epochale Massenarbeitslosigkeit?

Sowohl Soziologieprofessor Dr. Dirk Helbling als auch Doris Aebi, Mitinhaberin einer Exekutive Search Unternehmung und Präsidentin der Verwaltungsrates des Migros Genossenschaftsbundes, waren sich einig, dass der technologische Wandel die Gesellschaft auf allen Ebenen fordert und ein Anstieg der Erwerbslosen, zumindest vorübergehend, unvermeidbar sei. Beide sprachen sich für ein Grundeinkommen aus, auf das mittelfristig nicht verzichtet werden könne. Gemäss Helbling ist ein Grundeinkommen die Voraussetzung, die notwendige Kreativität, die der Wandel erfordert, freizusetzen. Helbling betonte auch die Wichtigkeit neuer Finanzsysteme. Aebi, selbst im Alter über 50, äusserte Zweifel an der Kompetenz der heutigen Führungskräfte. Diese seien mehrheitlich über 50 und immer noch dem linearen, statt dem systemischen Denken verhaftet. Rudolf Strahm, alt Nationalrat und Preisüberwacher, zeigte sich aufgrund unseres tertiären Bildungssystems für die Schweiz eher zuversichtlich.

Stimmt es, was Doris Aebi den Führungskräften vorwirft oder handelt es sich um altersdefizitäre Bilder, denen sie aufsitzt? Als Best-Practice-Beispiele erwähnte sie Airbnb und Uber, als schlechtes Kodak, dass die Zeichen der digitalen Revolution zu spät erkannte. Zweifelsohne stehen erstere Unternehmen für digitales Denken einer jüngeren Generation. Abgesehen davon, dass Uber gerade von einer Google-Tochter wegen Datendiebstahl verklagt wird, stellt sich die Frage, ob Unternehmen dieses Zuschnitts uns in eine Ökonomie führen, die einen geostrategischen Krieg wegen Ressourcenverknappung zu verhindern vermögen?

Wohl kaum. Kann es sein, dass Frau Aebi systemisches Denken mit digitalem verwechselte? Systemisches Denken in der Ökonomie, wie es u.a. der Oldenburger Professor Nico Paech (50+) mit seiner Postwachstumsökonomie lehrt, ist alten wie jungen Führungskräften gleichermassen fremd. Postwachstum bezeichnet ein Wirtschaftssystem, das zur Versorgung des menschlichen Bedarfs nicht auf Wirtschaftswachstum angewiesen ist, sondern sich aufgrund sich durch Wachstumsrücknahme auszeichnet.

Und wie steht es um die politische Elite mit ihrem Durchschnittsalter Ü50? ist diese für den Umbau der Gesellschaft gerüstet, der sich aufgrund der Alterung der Gesellschaft und der Industrie 4.0 abzeichnet oder mangelt es ihr an systemisch vorausschauendem Denken und Handeln? Seit der Gründung der Nationalen Konferenz Alter & Arbeitsmarkt im Jahre 2015 bewegt sich vor allem eines: Die Anzahl der Stellensuchenden über 45 Jahren schnellt nach oben, und zwar überdurchschnittlich. Das diesjährige Hearing beim Bundesrat Schneider Ammann vom Februar 2015, an dem der Verband Avenir 50plus teilgenommen hat, lässt erneut wenig Hoffnung zu. Der Glaube an den selbstregulierenden Arbeitsmarkt scheint unerschütterlich, der herannahende Paradigmawechsel noch kaum erkannt. Davon zeugt auch der Bericht des Bundes vom April 2016 «Strategie Digitale Schweiz». Auf November 2017 ist eine Studie in Aussicht gestellt, die sich den Fragen nach den Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt annehmen wird, doch ob der Bericht über die alt bekannten Appelle hinaus auch wirksame Massnahmen ins Auge fasst, darf aufgrund der politischen Wetterlage eher bezweifelt werden.

Vor diesem Hintergrund forderte Avenir50plus in Bern erneut eine departementsübergreifende Taskforce mit dem Ziel, die politischen Rahmenbedingungen zu definieren, damit das Wohl der arbeitenden und erwerbslosen Bevölkerung längerfristig gesichert bleibt. Neuen Finanz- und Steuersystemen, welche den Kapitaltransfer statt die Arbeit besteuern, soll dabei grosse Wichtigkeit zukommen.

Doch auf Bern zu hoffen reicht nicht. Die Politik reagiert erst dann, wenn sie eine Bewegung von Betroffenen an der Basis wahrnimmt. In der Betroffenheit lag schon immer eine grosse Veränderungskraft. Lassen wir es vermehrt zu, unsere Kreativität in Kooperation mit andern in die Welt zu setzen. Die Mitgliedschaft in einem Verband der Betroffenen kann ein erster Schritt sein. Wir bleiben dran, bewegen uns und andere, auch 2017.

Heidi Joos    Artikel als PDF
Unsere Eingabe an den Bundesrat

Avenir50plus beim Bundesrat

Zum dritten Mal fand in Bern am 15. Februar, im Vorfeld der Nationalen Konferenz Alter & Arbeitsmarkt, ein Treffen der Erwerbslosenverbände 50plus mit Bundesrat Schneider Ammann statt. Niemand sei wirklich zufrieden mit der Lage, resümierte der Bundesrat. Er versprach, die Themen Diskriminierung von Älteren, Weiterbildung, RAV-Beratung und Sozialhilfe auf die politische Agenda der Konferenz vom April zu setzen. Boris Zürcher, Leiter Arbeitsmarkt Seco, liess durchblicken, dass es bei den RAV einen Strategiewechsel gebe, weg von der reinen Beratung zur Vermittlung. Wir sind mehr als gespannt. → Input von Avenir50plus an den Bundesrat.

PS Dass es sich beim selbsternannten Dachverband Save50plus um einen Etikettenschwindel handelt, davon legte Daniel Neugarth am Treffen mit dem Bundesrat erneut Zeugnis ab. Statt die Tendenzen und Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt für Ältere aufzuzeigen, nutzte dieser die Redezeit einzig zur Präsentation seiner Seminare, die er Erwerbslosen für teures Geld verkauft.

Referendum gegen Kürzungen bei der Berner Sozialhilfe

Der Verband Avenir50plus unterstützt das angekündigte Referendum gegen die Kürzung bei der Berner Sozialhilfe.

Seit Jahren liegt der Grundbedarf in der Sozialhilfe als Resultat eines politischen Kompromisses unter dem vom BSV errechneten Existenzminimum. Jetzt will die Berner Regierung im Alleingang eine weitere Kürzung des Grundbedarfs von 10 Prozent umsetzen. Das kann eine Abwärtsspirale in Gang setzen, befürchtet die NZZ und zitiert den Luzerner CVP‐Regierungsrat Guido Graf, der den Berner Entscheid bereits klipp und klar begrüsst. Keine Freude zeigen hingegen die Basler und Zürcher.

Aus Sicht von älteren Sozialhilfeempfangenden sind weitere Kürzungen in der Sozialhilfe inakzeptabel. Die Betroffenen sind bereits heute finanziell, psychisch und physisch am Limit. Aufgrund der Mietzinsobergrenzen in der Sozialhilfe, die allerorts viel zu tief angesetzt sind, sehen sich viele genötigt, mit dem knapp bemessenen Grundbedarf auch noch einen Teil der Miete zu berappen. Integrationszulagen aber auch Weiterbildungen werden Älteren kaum gewährt. Das im Hinblick auf den Arbeitsmarkt, der ihnen kaum mehr Chancen einräumt. Die Sozialhilfe, die als vorübergehende Hilfestellung für «junge Arbeitsunwillige» konzipiert wurde, wird für immer mehr Ältere zur wirtschaftlichen Endlösung. Statt die Globalisierungsopfer mit Kürzungen abzustrafen, sollen Weiterbildung und Vermittlung von Älteren in den ersten Arbeitsmarkt endlich gefördert werden, so wie es auch der OECD-­Bericht des Seco «Bessere Arbeit im Alter» empfiehlt.

Globalisierter Arbeitsmarkt verlangt Bundesregelung bei der Sozialhilfe Globalisierung, Personenfreizügigkeit sowie der Prozess der Industrialisierung 4.0 haben den Arbeitsmarkt in den letzten Jahren massiv verändert. Weitere Auswirkungen stehen an. Betroffen von dieser Entwicklung sind immer mehr auch Ältere, die der Arbeitsmarkt frühzeitig entsorgt oder durch jüngere und billigere Arbeitskräfte aus dem Ausland austauscht. Das den Gemeinden obliegende Konzept der Sozialhilfe, entwickelt als vorübergehende Hilfeleistung in wirtschaftlichen Schönwetterperioden, stösst immer mehr an seine Grenzen. Längst fällige Leistungsoptimierungen, seien das die Erhöhung der Mietzinsobergrenze oder angemessene Leistungen für ältere einheimische Leistungsbeziehende, werden von den zuständigen Gemeinden abgeblockt mit dem Argument des Sozialtourismus. Einzelne Gemeinden verfügen denn auch tatsächlich nicht über die Finanzen, um aktive Vermittlung und Weiterbildung von Älteren in der Sozialhilfe zu finanzieren. Vor diesem Hintergrund gehört die Sozialhilfe dringend auf Bundesebene auf ein tragfähiges finanzielles Fundament gestellt, ähnlich wie das der Bundesrat in seinem Bericht 2015 vorgeschlagen hat.

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Nein zum faulen Kompromiss

Es ist kein Weihnachtsgeschenk, das uns eine Mehrheit der eidgenössischen Räte mit ihrem Vorschlag zur Umsetzung der MEI im Differenzbereinigungsverfahren zumutet.

Vielmehr ein fauler Kompromiss, den wir aus Sicht der Betroffenen aufs Schärfste verurteilen und ablehnen. Der Inländervorrang, der uns als ältere Erwerbslose in seiner griffigen Variante einst Hoffnung schöpfen liess, mutierte in der Beratung der Räte zu einem Vorrang aller EU‐BürgerInnen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt. Wie ein gerupftes Huhn steht das Müller-­Konstrukt nun da. Wenigstens wird sichtbar, worum es den Zerzausern ging. Hätten sie gar nichts übrig gelassen, wozu es einige Eiferer durchaus gelüstet hätte, würde man ihnen demnächst die Unterzeichnung des Horizon 2020 Abkommens verwehren. So der Deal des Bundesrates.

Und wer profitiert nun wie? Wer als Unternehmen bislang im EU‐Ausland rekrutierte, kann nun direkt über die RAV-­Strukturen eine Auswahl von geeigneten KandidatInnen aus dem gesamten EU-­Raum treffen. Einzige Bedingung: Die Jobsuchenden müssen beim RAV gemeldet sein. Doch das spricht sich schnell europaweit herum. Die RAV als stille Zudiener für die Rekrutierung günstiger Arbeitnehmenden aus dem EU-Raum, während die Wirtschaft auf der andern Seite die Ablehnung von KandidatInnen nun doch nicht begründen muss.

Doch Wirkung soll diese Massnahme erst bei hohen Arbeitslosenzahlen haben. Und erst noch einzig in Branchen, die keine Mangelberufe aufweisen. Wir kennen ihn alle, den Trick, wie man die Arbeitslosenzahlen tiefer hält als sie sind. Mit einer Zuweisung der Arbeitlosen in eine arbeitsmarktliche Massnahme (AMM) verschwinden diese nämlich automatisch aus der Seco-­Arbeitslosenstatistik. Sie tauchen lediglich noch in der Statistik der Stellensuchenden auf. Doch diese Zahl wird vom Seco weder publiziert, noch hat sie auf den oben benannten Mechanismus eine Wirkung. Älteren Jobsuchenden bringt dieser EU-­Inländer-Vorrang hingegen kein einziges zusätzliches Vorstellungsgespräch. Die Altersguillotine wird weiterhin zuschlagen, einzelne Schicksale wie bisher als bedauerlicher Kollateralschaden abgetan. Die Zahl der über 45-­jährigen beim Seco gemeldeten Stellensuchenden, die heute bei rund 80 000 liegt, wird weiter ansteigen, wie dies die letzten Jahren ohne Ausnahme zutraf.

Davon abgesehen ist der Mehrheitsentscheid der beiden Parlamente ein klarer Affront gegen alle, die am 14. Februar 2014 ein JA in die Urne legten. Viele davon waren und sind keine SVP-­Anhänger. Es waren Menschen, die genug hatten von der eigenen Bange um den Arbeitsplatz, vom allgemeinen Dichtestress, von der damit zusammenhängenden Verknappung von zahlbarem Wohnraum und der Arroganz der Wirtschaft und Politik, denen es mit ihrem liberalen Gehabe in erster Linie um die eigene Profitmaximierung, ihr eigenes Ego ging und geht. Sie Die Ja-­Stimmenden erhofften sich eine Welt, die ihre Werte achtet und sich mit ihnen und nicht gegen ihre Interessen verbündet.

Selbst die Studie, die kurz vor der Parlamentsberatung aufzeigte, dass 80 Prozent der seit 2007 zugewanderten 750 000 Personen in keinen Mangelberufen tätig sind, vermochte die Mehrheit nicht auf eine Lösung umzustimmen, die den inländischen Jobsuchenden zumindest einen Vorrang bei der Jobsuche gewährt hätte. Jeder Dritte der rund 208 000 beim Seco gemeldeten Stellensuchenden stammt zudem aus dem EU-Raum. Rund 200 Millionen Franken bezahlt die Arbeitslosenversicherung heute bereits Erwerbslosen ins Ausland, wo die Saisonniers keinem schikanösem RAV-­‐Kontrollsystem unterliegen, wie das vielen älteren Einheimischen Jobsuchenden zugemutet wird. Nur weiter so, Ihr da oben in Bern, irgendwann wird euch diese Arroganz, das fehlende Verständnis für vom Leben gebeutelte Menschen einholen. Aber dann wird der Preis höher sein, als es derjenige gewesen wäre, der ein griffiger Inländervorrang gekostet hätte.

Zusammenfassung der Debatten um die Umsetzung der MEI:
https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-­‐curia-­‐vista/geschaeft?AffairId=20160027#/AffairSummary

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