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Alt und ausrangiert: Frühzeitige Entlassung  bringt Bauarbeiter um Rente

Alt und ausrangiert: Frühzeitige Entlassung bringt Bauarbeiter um Rente

Die vorzeitige Rente mit 60 Jahren ist eine der grössten Errungenschaften der Bauarbeiter. Doch wie die Rundschau-Recherche zeigt: Baumeister ersetzen Angestellte kurz vor dem Pensionsalter durch billigere Arbeitskräfte – und bringen die Älteren so um ihre vorzeitige Rente. Angriff auf die Rente 60 oder notwendige Flexibilisierung? Klar ist: Der Arbeitskampf auf den Baustellen spitzt sich zu.
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Bundesrat Schneider Ammann zur Digitalisierung:  «Wir müssen uns von ein paar Leuten trennen»

Bundesrat Schneider Ammann zur Digitalisierung: «Wir müssen uns von ein paar Leuten trennen»

Der Kredit für Forschung und Innovation von 26.4 Milliarden Franken bis 2020 soll nochmals erhöht werden, damit die Schweiz die Hürde der Digitalisierung schafft. Von ein paar Leuten jedoch muss sich die Wirtschaft vorübergehend trennen, so die hoffentlich letzte Botschaft des Arbeitsministers zur Digitalisierung auf Youtube.

Um sich auf die Digitalisierung vorzubereiten, soll sich das Volk mit Apps anfreunden. Damit wisse es jederzeit, wie das Wetter werde, meint der Bundesrat. Wetter ja, aber wer soll sich wofür im Hinblick auf die digitale Flutwelle weiterbilden? Und woher sollen Frau Müller und Herr Meier mit ihren Mindestlöhnen das Geld für die Weiterbildung nehmen? Mit diesen Fragen lässt er das Volk alleine. Hauptsache, so scheint es einem, die Menschen bilden sich weiter und haben darob keine Zeit sich die Frage zu stellen, was denn die Digitalisierung der Bevölkerung bringe. Schneider Ammanns Freunde, die er im Video zitiert, sind hingegen um Antworten nicht verlegen: «Wir müssen uns halt von ein paar Leuten trennen. Und versprechen gleichzeitig, wenn der Umbau vorbei sei, dann wieder Jobs zu schaffen.»

Bis 2030 sollen in der Schweiz eine Million Jobs wegfallen, prognostiziert Mc-Kinsey in einer in der NZZ am Sonntag vom 7. Okt. 2018 veröffentlichten Studie. Vor allem die repetitiven Arbeiten sollen wegfallen. Die Umschulung sei zwar eine Herkules-Aufgabe, meint der zitierte Mc-Kinsey Mitarbeiter, aber machbar! Verständlich der hoffnungsvolle Hinweis, denn jede ehrliche Prognose würde das Auftragsvolumen dieser Unternehmensberatungsfirma schon morgen schmälern.

Anmerkung: Schade, dass Bundesräte nicht nach ihren YouTube-Fellowers gewählt werden, denn dann würde ein anderer Schweizer das Rennen machen. Daniela Ganser vermag locker eine halbe Million Zuschauer zu begeistern, wohingegen es bei Schneider Ammann gerade mal 800 sind, wobei man nicht weiss, wie viele davon von seiner eigenen Kommunikationsabteilung stammen. 

Grossaufmarsch zum ersten 50plus Talk in Chur

Grossaufmarsch zum ersten 50plus Talk in Chur

Gabriela Meier wurde mit 59 Jahren arbeitslos, nachdem sie viele Jahre für den gleichen Arbeitgeber arbeiten durfte. Statt sich zu verstecken, lud sie am 4. Oktober zum ersten 50plus Talk in Chur. Rund 20 Betroffene folgten der Einladung.

Du stehst öffentlich zu deiner Erwerbslosigkeit. Vor diesem Schritt fürchten sich viele. Hattest du nicht Angst, dass dich nun kein Arbeitgeber mehr will, nachdem du dich im Sonntagsblick und in der Südostschweiz als arbeitslos geoutet hast?

Einfach war dieser Schritt für mich nicht. Am liebsten hätte ich bei meinem letzten Arbeitgeber bis zur Pensionierung weitergearbeitet. Doch nun gilt es, sich mit der Realität zu konfrontieren und das Beste daraus zu machen. Sich zu verstecken, nur weil ich zu den Betroffenen gehöre, ist für mich keine Alternative. Mir ist es wichtig, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren betreffend Umgang der Arbeitgeber mit älteren Mitarbeitenden. Je mehr wir sind, die sich outen, desto mehr können wir bewegen. Kreatives Engagement, wie ich es lebe, ist zudem eine Eigenschaft, die sich ja viele Arbeitgeber von ihren Mitarbeitenden wünschen.

Deiner ersten Einladung zu einem 50plus Talk in Chur haben rund 20 Personen Folge geleistet. Wie geht es diesen Betroffenen? Worin liegt für sie der Nutzen des Austausches?

Einige der Anwesenden sind noch beim RAV, andere sind bereits ausgesteuert. Die Gruppe ist sehr heterogen zusammengesetzt. Die Anliegen und Fragestellungen sind demzufolge unterschiedlich. Aufgrund der grossen Anzahl der Besuchenden war es auch praktisch nicht möglich, auf alle Wünsche einzugehen. Mir schien, dass viele mit der Isolation zu kämpfen haben, die Erwerbslosigkeit im Alter mit sich bringt. Mit ist es darum ein wichtiges Anliegen, die Betroffenen untereinander zu vernetzen, ihnen das Gefühl zu geben, dass sie nicht alleine dastehen und vor allem auch, dass sie keine Schuld trifft. Viele hegen immer wieder Zweifel, ob sie nicht doch eine Schuld trifft. Das Umfeld versucht das ihnen teilweise auch einzureden. Damit aber schwächt man nur das Selbstwertgefühl der Betroffenen. Oft liegt es ja bereits am Boden aufgrund der vielen Absagen, die sich alle auf das fortgeschrittene Alter beziehen. Doch für Perspektiven, wie auch immer die sich zeigen, ein altern mit oder ohne Arbeit, benötigt es kraftvolle Ressourcen. Das wünsche ich mir und allen andern Betroffenen. Besonders gefreut hat mich, dass trotz dem Ernst der Lage auch viel gelacht wurde am Treffen. Mich hat der Austausch sehr bereichert und es schien mir, dass auch andere das so wahrgenommen haben.

Weitere Talks finden jeweils am ersten Donnerstag, 19.00 Uhr im Monat im Hotel Freieck in Chur statt. Neue Betroffene sind herzlich willkommen.
Für rechtliche Fragen der besonderen Art wende man sich jederzeit an die Gratis-Beratungshotline des Verbandes Avenir50plus Schweiz 041 218 20 33.
Für Fragen zum Talk oder zum Netzwerk Südostschweiz: suedostschweiz@avenir50plus.ch oder 078 802 09 30.

Stoppen wir die Versicherungslobby am 25. November

Stoppen wir die Versicherungslobby am 25. November

Das Referendumskomitee gegen die Versicherungsspione startete am 17. September 2018 vor dem Hauptsitz der CSS Schweiz in Luzern seine Abstimmungskampagne. Avenir50plus war mit dabei.

«Wollen wir eine Welt, in der wir nicht mehr krank sein dürfen», fragte der engagierte Anwalt Philip Stolkin. «Die andere Seite kauft ihre Gesetze mit Millionen aber der Stange. Doch wir sind nicht bereit, die Menschlichkeit auf dem Altar der Geldmaschinerie zu opfern.» Nationalrätin Silvia Schenker machte nochmals deutlich, wie die Versicherungslobby anlässlich der Gesetzesberatung massiven Einfluss geltend machte. So etwa wurde der Antrag, dass die Observation nur mit Genehmigung eines Richters erfolgen dürfe, rausgekippt. Damit wird die Rechtsstaatlichkeit klar verletzt. Um die Versicherungslobby zu stoppen werden die Gegner 1 Million Gespräche führen, um ein Zeichen zu setzen gegen die Millionen schwere Kampagne der Befürworter. Helfen wir mit. Jedes Aufklärungsgespräch hilft. Argumente finden sich auf der Webseite des Komitees.
Zum Video

Seco: Heikler Datentransfer an Firmen wie Work Date & Co.

Entgegen Äusserungen des Seco-Arbeitsmarktchefs Oliver Schärli an der Medienkonferenz zur Einführung des Inländervorrangs, gibt das Seco ungefragt Daten von Versicherten an Dritte weiter, die diese als Werbung für ihre kostenpflichten Werbeplattformen nutzen.

Verschiedene Versicherte meldeten sich bei Avenir50plus mit solchen Erfahrungen. Ungefragt erhalten sie ein Werbemail von Firmen wie Work Date & Co, die sie auffordern, sich auf ihrer kostenpflichten Werbeplattform zu registrieren. Die Nachfrage beim eidgenössischen Datenschutz zeigt, dass dieses Amt das Seco aufgefordert hat, eine gesetzliche Grundlage für die Weiterleitung von Adressen zu erstellen. Absolut brisant sei es, falls das Seco ganze Dossiers weiterleiten würde ohne Einwilligung. Versicherte müssten zwar eine Erklärung unterschreiben, falls sie Geld von der ALV beziehen wollen, aber da Versicherte zu diesem Zeitpunkt in einem unfreien Verhältnis stünden, heisse das nicht, dass deren Daten einfach weitergeleitet werden dürfen. So die Stellungnahme des Amtes. Bitte schildert eure Erfahrungen direkt dem eidg. Amt für Datenschutz. Adresse: info@edoeb.admin.ch mit Kopie an info@avenir50plus.ch.

EL-Reform: Rückwirkungsklausel ein Skandal

EL-Reform: Rückwirkungsklausel ein Skandal

Beim grössten Zankapfel der EL-Reform der Mietzinsobergrenzen hat der Nationalrat eingelenkt. Diese werden gegen den Willen der FDP und SVP substantiell erhöht. Die geltenden Ansätze stammen aus dem Jahr 2000. Wie der Bundesrat ausführte, vermochten über 25 Prozent der 300 000 Rentner, die EL beziehen, damit ihre Miete nicht mehr zu bezahlen. Sie mussten die Differenz mit den Einnahmen für den Grundbedarf berappen.

Heikle Rückwirkungsklausel
Beide Räte haben beschlossen, dass jährlich nur 10 000 Franken vom Ersparten verbraucht werden dürfen, damit man später den vollen Betrag der Ergänzungsleistungen erhält. Der Vermögensverzehr soll im Zeitraum von 10 Jahre vor der Pensionierung kontrolliert werden. Männer müssen demzufolge bereits ab 54 Jahren, Frauen ab 55 Jahren sparsam mit ihrem Vermögen umgehen im Hinblick darauf, dass sie einst ein Pflegefall werden. Ein Autokauf liegt da nicht mehr drin. Brisant ist auch, dass dieser Beschluss der Vermögenskontrolle bereits drei Jahre nach Inkrafttreten auch für die bisherigen Rentner gilt, die gar nicht gewusst haben, dass solche Limiten einst in Kraft treten. Äusserst fragwürdig ist diese Regel auch im Hinblick auf Arbeitslose, die von ihrem BVG-Vermögen leben. Die Behörden könnten sich auf den Standpunkt stellen, dass der Betroffene nicht ernsthaft nach einer neuen Stelle gesucht hat und ihn mit Kürzungen strafen, wie es im Tages-Anzeiger zu lesen ist. Die unsinnige Kontrollarbeit und die Behördenwillkür werden nebst vielen Unzufriedenen auch eine Flut von Beschwerden hervorrufen. Die Ärmsten, mit schlechtem Zugang zu Beschwerdeverfahren werden das meiste Nachsehen haben.
Weiterer Artikel im Tages-Anzeiger vom 13.09.2018

Das Geschäft geht jetzt im Differenzbereinigungsverfahren zurück an den Ständerat. Doch auf eine Änderung zu hoffen, ist nicht realistisch. Es bleibt nur der Denkzettel bei den Wahlen 2019.

Bilanz 5 Jahre Armutskampagne für 9 Mio. Franken: Die Armen selbst gehen leer aus

Viel Papier, aber wenig Konkretes. Diese These stellte die Moderatorin der Armutstagung in Bern zu Recht an den Anfang der Podiumsdiskussion. Das nach einem eher flachen Referat des Bundespräsidenten Alain Berset zum Rück- und Ausblick.

Die Schweiz braucht mehr Maillards
Podiumsteilnehmer Yves Maillard, SP-Regierungsrat des Kantons Waadt, scheint in diesem Land der Einzige zu sein, der seinen Worten als Magistrat auch Taten folgen lässt. „Die Reichen müssen endlich verstehen, dass ihr Leben ohne Sozialpolitik eingeschränkt wäre. Überwachungskameras, hohe Zäune, abgesehen von den Kosten, das ist doch keine Lebensqualität“, ereiferte er sich dem Publikum zugewandt. Der Strukturwandel führte in unserem Lande zu einem Kaufkraftverlust. Früher reichte ein Lohn für eine Familie. Heute benötigt eine Familie oft zwei Verdiener. In fünfzehn Jahren reichen zwei Löhne nicht mehr, wenn das so weitergeht. Aber ein dritter Mitverdiener in einer Familie ist nicht möglich. Der Druck auf die Löhne ist gewaltig, auch bei 55-Jährigen. Trotz einer politisch rechten Mehrheit, setzte Maillard in seinem Kanton einige Reformen zu Gunsten der niederen Einkommen durch. Er erhöhte die Stipendien für Junge um 50 Prozent bei gleichzeitiger Kürzung der Sozialleistungen und setzte damit die richtigen Anreize. Die Kinderzulagen wurden auf 400 Franken erhöht. Die Prämienverbilligung bei den Krankenkassen setzte der Kanton so fest, dass niemand mehr als 10 Prozent seines Einkommens bezahlen muss. Für Betreuungsstrukturen von Kindern wendet der Kanton Waadt für die kommenden Jahre 70 Millionen Franken auf, die u.a. auch in Ergänzungsleistungen für Familien fliessen. Arbeitslosen bietet der Kanton ab 60 bzw. 61 Jahren eine Überbrückungsrente bzw. Frühpensionierung an.

„Wir haben 700 Millionen in Sozialleistungen investiert, anstelle von Steuersenkungen, von denen nur die Reichen profitieren“, führte Maillard weiter aus. Und trotzdem verzeichnet der Kanton Waadt einen Steuerüberschuss. Diese Sozialpolitik hat sich gelohnt, denn damit wurde auch die Kaufkraft der Menschen gestärkt, wovon wiederum die Wirtschaft profitiert. Mit seiner Kritik gegen die IV betreffend den Schwellenwert von 40 Prozent hielt Maillard nicht zurück. „Es kann doch nicht sein, dass ein Lehrer, der zuvor 100 000 Franken verdiente, in einem Krankheitsfall von der IV 65 000 Franken erhält, ein Bauarbeiter aber mit einem bisherigen Einkommen von 65 000 Franken wegen diesem Schwellenwert leer ausgeht. Beide haben doch ein Leben lang in die IV-Kasse einbezahlt. Da muss sich dringend etwas ändern!“ Man wünschte sich als Zuhörerin, der streitbare Maillard, der gegenwärtig für das Präsidium des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes kandidiert, werde Nachfolger von Paul Rechsteiner.

Schützenhilfe erhielt Maillard auch von der Berner Stadträtin Franziska Teuscher, die lobend ihre Kita-Politik hervorstrich, ansonsten wenig kämpferische Töne von sich gab.

Wenig freundliche Worte für die Kürzungen von neun auf zweieinhalb Millionen Franken, die der Bundesrat für die nächsten fünf Jahre für den Armutsdiskurs in Aussicht stellt, fand auch Hugo Fasel, Geschäftsführer Caritas Schweiz. Die Caritas bemängelte vor allem, dass der Bundesrat auf ein Monitoring verzichtet, obwohl dieses pfannenfertig in den Schubladen der Bundesverwaltung liegt.

Lobende Worte für die Armutsarbeit hingegen fand FDP-Ständerat und Präsident des Schweizerischen Gemeindeverbandes, Hannes Germann. «Ich habe im Austausch mit den Akteuren viel gelernt. Auch ich stimmte einst im Parlament für eine Kürzung der Taggelder der Arbeitslosenversicherung. Aber jetzt weiss ich, welche Auswirkungen das haben kann.» Ob die Schweiz sich Politiker leisten will, die derart viel Geld für ihre eigene Entwicklung benötigen, während die Armen in verschiedenen Kantonen mit Kürzungen der Leistungen zu kämpfen haben?

In der anschliessend kurzen Diskussion meldete sich ein praktizierender Arzt aus Zürich. Gemäss medizinischen Studien seien arme Leute in der Regel von allen Krankheiten mehr betroffen als die Reichen. Auch sterben sie früher. Der vermehrte Gang dieser Betroffenen in die Arztpraxen koste das Gesundheitswesen Milliarden. Vorstösse, wie diejenigen der Ständeräte Karin Keller Suter und Konrad Graber bezüglich Abschaffung der flankierenden Massnahmen, seien deshalb absolut kontraproduktiv. Frenetischer Applaus war ihm gewiss.

Der nachmittägliche Workshop «Integration und Arbeitsmarkt» war einer wie gehabt. Teilnehmenden wird Partizipation suggeriert, um sie ins Bündnis zu holen für eine Armutspolitik, die dasteht für Treten am Ort. Selbst der Vertreter des Arbeitgeberverbandes nickte ob dieser Analyse.
Heidi Joos

Alte sind zu teuer: Volksinitiative will das ändern

Alte sind zu teuer: Volksinitiative will das ändern

Ältere benötigen in der Schweiz länger, um einen Job zu finden als ihre KollegInnen in den umliegenden OECD-Ländern. Schuld daran sind die höheren Pensionskassenbeiträge, die Arbeitgeber für Ältere bezahlen müssen. Avenir50plus machte auf dieses Problem seit Jahren aufmerksam, sei es mit einer nationalen Petition oder mit kantonalen Petitionen in Luzern, Basel und St. Gallen.
Nun lanciert Workfair 50+ Basel eine nationale Initiative wie u.a. die LZ am Sonntag und die BZ berichtet. Avenir50plus engagiert sich als Verband nicht aktiv im Komitee, obwohl der Verband das Anliegen als grössten Stolperstein bei der Jobsuche erachtet. Rückläufige Erwerbslosenzahlen aber auch die ablehnende Haltung der Gewerkschaften und der Linken lassen vermuten, dass der Zeitpunkt der Lancierung nicht optimal gewählt ist. Avenir50plus überlässt es den regionalen Geschäftsstellen und den Einzelnen, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für das Anliegen zu engagieren und Unterschriften zu sammeln. Sollte Avenir50plus mit der Einschätzung für einmal falsch liegen, so würde das begrüsst. Den Initianten wünschen wir viel Erfolg.
Hier zu den Sammelbogen

Das ist der Hammer: Seco irrt sich gewaltig!

Das ist der Hammer: Seco irrt sich gewaltig!

Arbeitgeber müssen RAV-Kandidaten zwingend einladen. Das entgegen der Aussage des Seco an der Medienkonferenz zur Stellenmeldepflicht, die am 1. Juli in Kraft tritt. Publik wurde dieser «Irrtum»! des Seco durch das Echo der Zeit vom 28. Juni 2018. Alles andere macht doch keinen Sinn, sagt sogar FDP-Nationalrat Kurt Flury gegenüber den Medien. Wer an der Medienkonferenz erlebte, wie stolz Boris Zürcher, Direktor Arbeitsmarkt Seco, seine Falschaussage verkündete, mag es kaum für möglich halten, dass es sich um einen Fehler handelt, der sich unter Druck eingeschlichen hat, wie das Seco den Sachverhalt im Nachhinein kleinzureden versucht. Man wird den Eindruck nicht los, das Seco nehme sich als Verwaltung das Recht heraus, seine eigenen Politik zu machen. Wann hat das endlich ein Ende?

Artikel, der Avenir50plus nach der Teilnahme an der Medienkonferenz des Seco veröffentlichte und der in besagtem Punkt nicht mehr den Tatsachen entspricht.

Medienkonferenz Seco vom 26. Juni 2018: 10 Prozent der offenen Stellen, jährlich rund 75 000, entfallen aufgrund der 8-Prozent-Klausel ab dem 1. Juli der Stellenmeldepflicht. Arbeitgeber, die das umgehen, bezahlen gemäss Gesetz 40 000 Franken Busse. Die Kontrolle obliegt den Kantonen. Pikantes Detail: Die Kantone werden für diese Arbeit nicht bezahlt. Es gibt keine eigentlichen Kontrollorgane. Man kenne ja die schwarzen Schafe, meinte Bruno Sauter, Chef AWA Zürich auf dieses Leck angesprochen. So werde man vorerst warnen, und wieder warnen. Allein die Tatsache, dass eine Strafe im Raum stehe und Betriebe von den Submissionsverfahren ausgeschlossen werden könnten, wirke präventiv. Manch stellensuchende Person wünscht sich, man würde das Recht auch so leger auslegen, wenn es um Sanktionierung mittels Einstelltagen geht. Da weht eindeutig ein anderer Wind.

Ob eine offene Stelle unter die Meldepflicht fällt, erfährt der Arbeitgeber über das Portal arbeit swiss.ch. Boris Zürich vom Seco stellte in Aussicht, dass das viel kritisierte Berufsregister überarbeitet wird und spätestens im Herbst 2019 in Kraft tritt. Die ganze Übung hat laut Sauter keine Mehrkosten für die Kantone zur Folge, denn die neu geschaffenen Stellen würden durch andere Einsparungen finanziert. Erstaunlich, wie es plötzlich möglich wird, ein System effizienter zu gestalten zum Nulltarif. Boris Zürcher betonte denn auch nicht zufällig mehrmals, dass die Modernisierung der RAV-Dienstleistung schon lange auf der Traktandenliste gestanden habe, jedoch durch den Inländervorrang-Light einen Schub erlitten habe.

Der Datenschutz gegenüber den Jobsuchenden werde gewährt, versicherte Oliver Schärli vom Seco gegenüber Avenir50plus. Im Klartext müssen die Jobsuchenden das Recht abtreten, dass ihre Dossiers auf dem Portal aufgeschaltet werden. Nur wer eingeloggt ist, sieht die nicht anonymisierten Daten. Ebenfalls wird der Jobsuchende informiert, wenn das Dossier vom RAV einem Arbeitgeber zugestellt wird, informierte Schärli.

Seitens der Arbeitgeber gibt es keine Pflicht, die zugestellten Dossier zu prüfen, betonte der Boris Zürcher sichtlich stolz. Den Arbeitgebern obliegt lediglich die Pflicht zur Antwort. Wer von diesem Inländer-Light-Prozedere profitieren will und nicht bereits bei der ALV als Versicherter angemeldet ist, muss sich vor Ort bei den Behörden anmelden. Damit soll verhindert werden, dass Jobsuchende aus ganz Europa vom Inländer-Light-Prozedere profitieren.

Die Wirksamkeit des Inländer-Light Vorranges, das Produkt der Umsetzung der MEI, darf mit recht bezweifelt werden. Ob auch nur eine stellensuchende Person über 50 damit schneller in den Arbeitsprozess zurückgeführt wird, erst recht. Das in Aussicht gestellte Monitoring greift erst ab 2020. Bis dahin meldet uns doch sofort alle Erfahrungen mit dem neuen Prozedere.
Präsentationsunterlagen des Seco
Heidi Joos