Hotline Gratisberatung MO - DO zu Geschäftszeiten: 041 218 20 33
5. Konferenz Alter und Arbeitsmarkt: Ein weiterer Leerlauf

5. Konferenz Alter und Arbeitsmarkt: Ein weiterer Leerlauf

Es wurden erneut keine konkreten Massnahmen beschlossen, um die Lage von älteren Stellensuchenden zu verbessern oder diese besser vor Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt zu schützen. Es macht den Anschein, man warte darauf, dass die Zeit das Problem von selbst löst. Doch die Alterung der Gesellschaft und der Belegschaften sowie die sich am Wirtschaftshimmel abzeichnenden dunklen Wolken lassen eher das Gegenteil vermuten.

Pikantes gilt es im Seco-Bericht über die arbeitsmarktlichen Massnahmen für Ältere nachzulesen: «Gewisse Arbeitgeber in gewissen Branchen ziehen jüngere Stellenbewerbende aus verschiedenen Gründen grundsätzlich vor. Diese Problematik wird dadurch verschärft, dass die Unternehmen zunehmend automatisierte Rekrutierungsverfahren zur Vorselektion der Bewerbungsdossier einsetzen, die Filterkriterien anwenden, die sich auf das Alter der Bewerbenden beziehen. So haben ältere Stellensuchende oft keine Chance, überhaupt ins Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.»

Trotz diesen Eingeständnissen der Kantone sowie vollen Kassen der Arbeitslosenversicherung fand nicht einmal die SKOS-Forderung «Keine Aussteuerung 55plus», die mit Kosten von lächerlichen 25 Millionen verbunden ist, eine Mehrheit bei der Konferenz. Der Vertreter der Volkswirtschaftsdirektorenkonferenz soll zwar eingebracht haben, dass bei der Sozialhilfe von Älteren dringend neue Lösungen erforderlich seien. Aber auch das bewirkte lediglich einen Auftrag zur Prüfung, ein Wort, dass in der Politik stets dann verwendet wird, wenn man ein Anliegen auf die lange Bank schieben will.

Für Avenir50plus, dem Verband der älteren Erwerbslosen ist klar: Wir brauchen im Herbst ein neues Kräfteverhältnis im Parlament. Eines, dass sich für ein Altersdiskriminierungsgesetz stark macht und weiteren wirksamen Massnahmen, um ein Altern in Würde zu garantieren.

Hier zu den Eingaben von Avenir50plus Schweiz an Bundesrat Parmelin im Vorfeld der Konferenz.
Bericht der Konferenz der Sozialpartner
Bestandesaufnahme aller arbeitsmarktlichen Massnahmen für über 50-jährige
2019.05.04 NZZ  Ältere kämpfen gegen Vorurteile von Arbeitgebern  
2019.05.04 Tagesanzeiger Wie viel Schutz für ältere Beschäftigte
2019.05.04 Blick Die Älteren werden diskriminiert
2019.05.06 Luzerner Zeitung Kürzung der Sozialhilfe: Der Schweiz unwürdig

 

«Und dann habe ich erfahren, dass ich nicht alleine bin»

«Und dann habe ich erfahren, dass ich nicht alleine bin»

Zum Start der Schweizer Tour machte Selbsthilfe Schweiz in St. Gallen Halt. Im Vordergrund stand die Selbsthilfearbeit von Avenir50plus. Fachpersonen und Betroffene diskutierten auf dem Platz vor dem Waaghaus. Zuvor betonte Regierungsrätin Heidi Hanselmann, Vorsteherin des Gesundheitsdepartement des Kantons St. Gallen in ihrer Grussbotschaft die Wichtigkeit und den Stellenwert der Selbsthilfearbeit für Betroffene. Sie biete diesen ein wertvolles Netz an zwischenmenschlicher Hilfe, davon zeigte sie sich überzeugt.

Arbeitslos im Alter
Das wünscht sich niemand und doch sind sehr viele davon betroffen. Auch in St. Gallen. Ältere werden in der Schweiz auf Stellensuche eindeutig diskriminiert. Das hat viele Gründe und für Betroffene oft verheerende Folgen. Sich untereinander austauschen, merken, dass auch andere davon betroffen sind, dass es kein individuelles Versagen ist, wenn man mehr als 300 Arbeitsbemühungen tätigte ohne Zusage, das kann helfen weiterzumachen, auch wenn der Weg nicht einfach ist. Alleweil hilft der Austausch mehr als der Rückzug in die vier Wände. Die Folgen von Scham und Rückzug sind nur allzu oft Depressionen. Strategien zu finden im Umgang mit Erwerbslosigkeit im Alter ist wichtig, doch mindestens so wichtig ist, dass sich endlich auch politisch etwas in die richtige Richtung bewegt. Gemeint ist damit, die Umsetzung der SKOS-Forderung «Keine Aussteuerung 55plus» aber auch die Schaffung eines Altersdiskriminierungsgesetzes und einiges mehr. Lesen Sie dazu die Eingabe von Avenir50plus anlässlich des Hearings mit dem zuständigen Bundesrat Parmelin. Bleibt zu hoffen, dass die Konferenz der Sozialpartner Alter und Arbeitsmarkt vom 3. Mai 2019 endlich Resultate bringt.

Melden Sie sich noch heute an für den 50plus Talk in St. Gallen oder in Chur, wenn Sie betroffen sind.
ostschweiz@avenir50plus.ch oder suedostschweiz@avenir50plus.ch

 

 

 

 

Ältere auf Jobsuche – aussichtslos?

Ältere auf Jobsuche – aussichtslos?

Radio SRF strahlte am Donnerstag, 2. Mai im Vorfeld der 5. Konferenz Alter und Arbeitsmarkt eine Live-Sendung aus mit Betroffenen. Mitdiskutieren durfte auch Heidi Joos, Geschäftsführerin Avenir50plus Schweiz. Zu vieles blieb ungesagt, zu vieles wurde nur oberflächlich angesprochen. Das sind Rückmeldungen, die bei uns eingetroffen sind. Zu Recht. Das hängt mit der Breite der Thematik zusammen. Wer bereits ausgesteuert ist, will nicht mehr über das RAV reden sondern eher über die Ängste vor Altersarmut. Wer hingegen erst kurze Zeit erwerbslos ist, will nicht hören, wie es denjenigen geht, die den Gang aufs Sozialamt tätigen mussten. Das Thema ist explosiv, vielfältig und emotional. Das hängt vor allem auch damit zusammen, dass die Politik seit Jahren nur zuschaut und abwartet, bis das Problem sich von selbst löst. Das tut es aber nicht. Der Fachkräftemangel, von dem erwartet wird, dass er das Problem entschärft, zeigt keine Resultate. Es ist immer noch bequemer und günstiger, Arbeitnehmende aus dem Ausland zu beschaffen, als die eigenen älteren Mitarbeitenden weiterzubilden und über Konzepte der besseren Mitbestimmung zu motivieren, gesund und lebendig ins Pensionsalter zu finden.
Hier zur Sendung

Krank sein macht arm – arm sein macht krank

Krank sein macht arm – arm sein macht krank

Der im Auftrag der SKOS erstellt Film gibt fünf Betroffenen das Wort. Sie erzählen, wie man als Mutter mit vier Kindern – davon eines mit schwerer Behinderung – über die Runden kommt. Sie berichten über Krankheitsgeschichten und die schrittweise Rückkehr in die Arbeitswelt und über Scheidung und andere Ereignisse, die nicht nur seelische Katastrophen auslösen, sondern auch physische und existenzielle. Der Film zeigt, wie subtil sich die finanzielle Situation auf die körperliche und seelische Gesundheit auswirkt und umgekehrt.
Und wie erst wirkt sich Erwerbslosigkeit im Alter auf das arm und krank sein. Davon zeigt der Film zu wenig. Auch wenn die Mechanismen in jedem Alter spielen, so wirken sich Erwerbslosigkeit im Alter noch stärker auf die Gesundheit aus.

Sozialhilfe Ü50: Nur «sowohl als auch» führt aus der Sackgasse

Sozialhilfe Ü50: Nur «sowohl als auch» führt aus der Sackgasse

Die Politgeister scheiden sich, wenn es um Ältere in der Sozialhilfe geht. Der Kanton Bern will die Leistungen drastisch kürzen, was hoffentlich mit der Abstimmung vom 19. Mai verhindert wird. Das wünscht sich indirekt auch die NZZ am Sonntag vom 19. April. Der Aargauer Regierungsrat hingegen befürwortet gemäss der AZ vom 19. April als erste Regierung die SKOS-Forderung «keine Aussteuerung 55plus». Dieses Anliegen hingegen wird von der SVP Kantonsrätin Martina Bircher vehement bekämpft. Anstelle von mehr Geld für Betroffene soll die Regierung sich stark machen für die Reduktion der Pensionskassenbeiträge, die bei Älteren höher sind als bei Jüngeren. Frau Bircher scheint vergessen zu haben, dass ihre Partei sich auf nationaler Ebene anlässlich der Beratung der gescheiterten AHV-Reform gegen altersneutrale Pensionskassenbeiträge ausgesprochen hat. 

Natürlich freuen wir uns Frau Bircher, wenn Sie statt Schaum schlagen, einen Vorstoss im Grossen Rat einbringen, der analog dem Kanton Neuenburg die Subventionierung der Pensionkassenbeiträge von älteren Jobsuchenden auf kantonaler Ebene vorsieht. Nur «Sowohl (Subventionierung der Pensionskassenbeiträge) als auch» (keine Aussteuerung 55plus) und sich gleichzeitig für ein nationales Gesetz zum Schutz vor Altersdiskriminierung stark machen, führt aus der Sackgasse, in der sich die Diskussion über Massnahmen Ü50 in der Sozialhilfe befindet.

Avenir50plus Basel an der Stellenkontaktbörse in Basel

Avenir50plus Basel an der Stellenkontaktbörse in Basel

Auch die zweite Stellenkontaktbörse 50plus, organisiert vom Gewerbeverband in der Lounge des St. Jakob-Stadions, war ein voller Erfolg. Unabhängig vom Berufswunsch unterstützt sie den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben. In Form einer Tischmesse präsentierten sich Unternehmen aus der Region Basel, welche bei einer Anstellung auch Personen über 50 berücksichtigen. Und davon gibt es einige. Avenir50plus Basel war mit sieben Personen vor Ort, um die Betroffenen über die eigenen Dienstleistungen zu informieren, so u.a. auch über den Selbsthilfe-50plus Talk. Gemeinsam lässt sich mehr bewegen. Mehr Informationen zum Talk hier.   

Zwei Masterabschlüsse und dennoch arbeitslos

Zwei Masterabschlüsse und dennoch arbeitslos

Ich habe einen Master in Slawistik und einer in Business Communication und niemand will mich, erzählt Tamara live bei 20 Minuten. Mehr als gut qualifiziert und trotzdem out, das kann es doch nicht sein! Leider ist es eine Realität, dass die Unternehmen gerade für solche Berufe jüngere und günstigere Mitarbeitende aus dem Nachbarland rekrutieren. Mit dieser Altersdiskriminierung auf der Jobsuche darf es nicht weitergehen. Darum lanciert die Allianz gegen Altersdiskriminierung demnächst eine nationale Volksinitiative…mehr 

Mit gelben Westen am ovalen Tisch in Bern

Mit gelben Westen am ovalen Tisch in Bern

Alle Hoffnungen auf griffige Massnahmen richteten sich am diesjährigen 5. Hearing der Erwerbslosenverbände vom 1. April 2019 auf den neuen Wirtschaftsminister Guy Parmelin. Am Ende des Anlasses war die Enttäuschung gross, zumindest bei der Delegation Avenir50plus Schweiz, die präventiv in gelben Warnwesten dem Gespräch beiwohnte.

Nach einem 40-minütigen Sermon der Verwaltung über die Tätigkeit der RAV – es erinnerte stark an die Hofhaltung der Beamten in früheren Zeiten vor dem König – erhielten die Verbände fünf Minuten Redezeit um ihre Anliegen einzubringen. Erneut auf der Schleimspur präsentierte sich der Präsident von Save50plus. Offenbar kommen die Sozialämter vermehrt auf seine Organisation zu sowie auch die Arbeitgeber, was ihn dazu verleitete, sich nur in hoffnungsvollen Tönen zu äussern. Wer den Fokus nur aufs eigene Ego und Geschäftsfeld richtet, dem trübt es das Auge schnell, wenn es um die widrigen Realitäten des Arbeitsmarktes 50plus geht.

Härtere Töne schlugen im Gegensatz die Verbände Workfair50plus sowie 50etplus Westschweiz an. Letzterer versuchte dem Bundesrat aufzuzeigen, wie beschämend und entwürdigend sich die Lage den älteren Erwerbslosen im frühzeitig erzwungenen Ruhestand zeigt. Der Verband Avenir50plus Schweiz verlangte erneut u.a. ein Gesetz zum Schutz vor Altersdiskriminierung, da das vierjährige Labern der Sozialpartner an den Konferenzen Alter und Arbeitsmarkt nichts gebracht hat. Auch pochte der Verband auf der Umsetzung der SKOS Forderung «Keine Aussteuerung 55plus».

Um dem noch unerfahrenen Wirtschaftsminister kein falsches Zeichen abringen zu können, beantwortete der eigentliche König der Runde, Arbeitsmarktchef Boris Zürcher, die von Avenir50plus an den Bundesrat gerichtete Frage, ob er ein Gesetz zum Schutz vor Altersdiskriminierung unterstütze, gleich im Voraus mit einem klaren NEIN. Ebenfalls liess Zürcher erneut verlauten, dass die Vermittlung von Jobs keine Kernaufgabe der RAV sei. Dabei scheint er vergessen zu haben, dass das Wort immerhin den Namen ziert und zwar nicht zufällig, denn die RAV’s wurden vor zwanzig Jahren tatsächlich mit diesem Anspruch gegründet. Aber da war Zürcher noch Soldempfänger des Unternehmen Schneider Ammann.

Wie lange sich Parmelin eine solche Bevormundung von der ausführenden Verwaltung noch gefallen lässt, bleibt offen. Gemäss seinen, doch eher schwammigen Schlussworten, werden gegen Ende Jahr eher dunkle Wolken am Wirtschaftshimmel erwartet, worauf es sich rechtzeitig vorzubereiten gälte. Der Dialog zwischen den Erwerbslosenverbänden und der Wirtschaft soll verbessert werden, doch in welcher Form dies geschehen soll, liess sein durchaus wichtiges und richtiges Ansinnen offen.

Wir bleiben dran, gemeinsam mit Workfair50plus und 50et plus werden wir uns rechtzeitig dafür einsetzen, dass das nächste Treffen nicht den Stempel der Verwaltung trägt.
Heidi Joos, Geschäftsführerin Avenir50plus Schweiz
Unsere Eingabe im Volltext

2019.10.04. AGFI Les nouvelles méthodes de recrutement pénalisent les seniors