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(hj) Die einen schweigen zu den negativen Folgen der Migration, die anderen zur wachsenden Ungleichheit bei Löhnen und Vermögen. Statt die Bürger mit Plattitüden wie «Guter Lohn für gute Arbeit» abzuspeisen, gälte es die Probleme zu lösen. Diese Schelte kommt nicht etwa von Avenir50plus Schweiz, sondern von NZZ-Chefredaktor Eric Guyer (Ausgabe vom 9. August). Gleichzeitig warnt er vor einem Tsunami. Das in Erinnerung an die goldenen Zwanziger-Jahre, die ein braunes Ende fanden. Teil einer Angstrhetorik der Machteliten, wie diese Rainer Mausfeld in seinem neuen Buch «Angst und Macht in kapitalistischen Demokratien» thematisiert oder Wahrnehmung der Verantwortung, die Medien in der Rolle als vierte Gewalt in Anspruch nehmen? Die Berichterstattung der NZZ vor den eidgenössischen Parlamentswahlen wird sichtbar machen, was Sache ist.

Also reden wir darüber, was älteren Erwerbslosen zunehmend Sorge bereitet: Die Art und Weise, wie der Arbeitsmarkt und das Geldsystem hierzulande schöngeredet werden. Auch von der NZZ. Glaubt man Banken-Insider Dr. Markus Krall, so steht der Finanz-Crash 2020 vor der Türe. Rund zehn Prozent der Unternehmen, so Krall, seien Zombie-Unternehmen, die nur dank der Tiefzinspolitik am Leben sind. Diese Politik schmälere aber auch die Eigenkapitalrate der Banken, was diese demnächst in den Ruin treibe. Auch wenn der Rating-Spezialist und Erfolgsautor deren Ende vor allem für den EU-Raum voraussagt und den Anlegern rät, ihr Geld in Schweizer Franken oder in Singapur anzulegen, wird dies nicht ohne Folgen für die Schweiz bleiben. Wird der Franken noch mehr aufgewertet, schadet dies der Exportindustrie, die sich bereits durch andere Handelshemmnisse gebeutelt sieht. Zudem wird ein Zusammenbruch der europäischen Wirtschaft unvorstellbare Auswirkungen auch auf unser Land haben. Gleichzeitig werden im Zuge der Digitalisierung viele Jobs wegfallen, worauf u.a. auch NZZ-Chefredaktor Guyer in der letzten Sendung «Standpunkte» hingewiesen hat. 

Selbst wenn all diese dunklen Wolken am Wirtschaftshimmel nicht einen Tsunami zur Folge haben, was zu hoffen bleibt, wird jeder Abbau von Arbeitsplätzen vermehrt Ältere treffen. Klartext reden zwei Studien der Hochschule Luzern: Selbst Unternehmen stufen das Klima in den Betrieben altersdiskriminierend ein. Bei gleichen Qualifikationen gibt eine Mehrheit den Jüngeren den Vorzug gegenüber Älteren. Allein 2018 meldete das Seco über 11 000 Personen, die im Alter Ü50 ausgesteuert wurden. Der Vorschlag des Bundesrates zu einer Überbrückungsrente Ü60 (für rund 2000 Ausgesteuerte), die quasi als Belohnung in Aussicht gestellt wird, wenn die Älteren schön brav gegen die Aufkündigung der Personenfreizügigkeit stimmen, ist ein lächerlicher Akt einer hilflosen Regierung. Trotz der grossen Linien soll das aktuelle Leid vieler älterer Erwerbslosen nicht unerwähnt bleiben, deren Bewerbungen, täglich von den Algorithmen der Bewerbungsfilter erfasst, ungelesen in der Retourschleife landen, nur weil sich die Schweiz immer noch kein Altersdiskriminierungsgesetz leistet.  

Wie nur finden wir zurück in eine solidarische Gesellschaft voller Empowerment, die Abschied nimmt von einer Angstkultur, die das Wohlbefinden der Menschen, und zwar aller Hautfarben, wieder in den Fokus rückt, die Gelder vom Finanzkasinokapitalmarkt wieder zurück in die Realwirtschaft führt, um nachhaltige Wirtschaftskonzepte zu finanzieren? Ein Erstarken der «Mitte» im Herbst, von der sich die NZZ eine Lösung verspricht, führt nur zu mehr des Gleichen. Gefordert sind alle, hier und jetzt, in allen Funktionen; die Intellektuellen, Wissenschaftler und Professoren in ihren Elfenbeintürmen genauso wie die Medienschaffenden und Konsumenten. Empört, bewegt und engagiert euch im Sinne von Stéphan Hessel, Greta, Rainer Mausfeld oder Bankenprofessor Marc Cesney, der laut Tagesanzeiger vom 8. August seine Fachkenntnisse und seinen Status mittels «Volksinitiative für eine Mikrosteuer» in den Dienst der arbeitenden Bevölkerung stellt.

 

Beiträge zum Thema Menschen mit und ohne Arbeit

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