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Burnout: Beamtin verklagte mit Erfolg ihren Arbeitgeber

Burnout: Beamtin verklagte mit Erfolg ihren Arbeitgeber

Die Zahl der Arbeitsausfälle aufgrund von psychischen Erkrankungen nimmt dramatisch zu. Das zeigen bisher unveröffentlichte Statistiken von führenden Versicherungsgesellschaften, schreibt die NZZ am Sonntag vom 11.1.2020. Umso erfreulicher ein aktuelles Urteil des Bundesgerichtes. Eine Beamtin machte den Staat für ihr Burnout vor Gericht verantwortlich und hat Recht bekommen, wie es in der LZ vom 25.1.2020 nachzulesen gilt.

 

Seco Arbeitsmarkt 2019: Kein Grund für den Liegestuhl

Seco Arbeitsmarkt 2019: Kein Grund für den Liegestuhl

(HJ) Das Erfreuliche vorweg: 2019 waren 181 800 Stellensuchende beim Staatssekretariat für Wirtschaft und Arbeit (Seco) registriert, 2018 waren es noch 191 000. Nicht mitgezählt die Ausgesteuerten. Auch bei den Jobsuchenden ab 45plus zeigte sich erstmals ein kleiner Rückgang. In absoluten Zahlen weist die Seco-Statistik für den Dezember 2019 immerhin noch 77 800 Stellensuchende (ohne Ausgesteuerte) im Alter 45plus aus.  Ob der Hochleistungsmarkt Schweiz die älteren Jobsuchenden tatsächlich besser integrierte, beweisen die Statistiken nicht. Glaubt man der Rundstedt-Studie, die kürzlich veröffentlicht wurde, wurden 2019 zwar weniger Personen im Alter 50plus entlassen, offenbar aus Imagegründen (ein Dankeschön an unsere Arbeit), aber bei der Integration dieser Zielgruppe zeigte sich auch bei Rundstedt, was wir täglich beobachten, dass die Unternehmen die Älteren bei der Jobselektion diskriminieren.

Die einzigen Zahlen, die klar Aufschluss über den Grad der Integration von Älteren geben könnten, wären jene, die aufgrund der Massnahme des Inländervorranges vom Seco für 2019 ausgewiesen wurden. Obwohl die Fakten bezüglich Alter und Landeszugehörigkeit der Vermittelten vorliegen, schweigt sich das Seco ganz bewusst vor der Abstimmung über die Personenfreizügigkeit darüber aus. Medien und Politik scheint diese Bevormundung nicht zu stören!

Ein Blick auf das europäische Ranking der Erwerbslosenzahlen dämpft die Freude überdies: Gerade mal auf Platz 7 zeigt sich das Topland Schweiz mit einer Erwerbslosenquote von 4.7 Prozent. Dass die Älteren in der Schweiz länger auf Jobsuche sind als in den übrigen OEDD-Ländern, zeigte bereits die Seco-Studie 2014 zum Arbeitsmarkt der Älteren.

Die Frage nach dem Grund, warum sich der Arbeitsmarkt 2019 nach 10 Jahren Wirtschaftswachstum erstmals wieder auf dem  Rekordniveau der Arbeitslosenzahlen von 2002 präsentiert, ist schnell beantwortet. Der kurzfristige Aufschwung bei der Integration hängt mit dem Stand der Digitalisierung der Arbeitsprozesse zusammen. Die Einführung der Technik benötigt vorübergehend mehr Personal. Ein Beispiel sind die Selfscanning-Kassensysteme bei den Detailhändlern, die, einmal implementiert, vermehrt zur Entlassung von Arbeitnehmenden führen wird. Da es sich bei den Personen, die der Strukturveränderung zum Opfer fallen, bei den Wenigsten um Spezialisten des Quartiärsektors handelt, werden wir sehr bald wieder deutlich höhere Erwerbslosenzahlen zu verzeichnen haben.

Der Eindruck, das Seco bereite sich ernsthaft auf die Zeiten nach dem kurzfristigen Wirtschafts-Hype 2019 vor, vermochte es anlässlich des Mediengesprächs vom 10. Januar 2020 nicht zu vermitteln. Der Liegestuhl, um sich auf den Lorbeeren auszuruhen, schien näher.

Ein Rückblick zeigt denn auch, dass das Seco in der Vergangenheit keinen einzigen Reformschritt von sich aus einleitete. Sei es der Inländervorrang-Light oder die Überbrückungsrente, das Seco hat sich im Vorfeld sogar gegen diese Reformen ausgesprochen. Auch die Optimierung der längst veralteten Software AVAM wurde nur gerade an die Hand genommen, weil die Umsetzung der Stellenmeldepflicht mit der veralteten Software nicht hätte umgesetzt werden können.

Ausser Fragen, waren am sog. Mediengespräch keine Statements zugelassen! An dieser einseitigen Kommunikation schien sich niemand ausser uns zu stören.

Die wichtigsten Forderungen von Avenir50plus Schweiz:

  • Abschaffung bzw. Angleichung der Altersstaffelung beim BVG
  • Gesetzlicher Schutz vor Altersdiskriminierung (Volksinitiative in Planung)
  • Förderung Age-Management, bzw. Generationenmanagement
  • Flächendeckende Sensibilisierungsmassnahmen
  • Überbrückungsrenten für Ü55, gekoppelt an gesetzlichen Schutz vor Altersdiskriminierung
  • Förderung von Quereinsteiger-Modellen
  • Förderung für Ausbildungen on the Job für Ü40
  • Förderung der Forschung Alter und Arbeitsmarkt

Seco-Papier zum Schweizer Arbeitsmarkt
Weitergehende Ausführungen Powerpoint-Präsentation

50plus profitiert nicht vom Inländervorrang

50plus profitiert nicht vom Inländervorrang

Was Avenir50plus aufgrund eigener Beobachtungen feststellte, bestätigt nun auch die Rundstedt-Studie: Der Erfolg, über Bewerbungsplattformen zu einem neuen Job zu kommen, ist für die Ü50 sehr klein», sagte Studienleiter Pascal Scheiwiller von der Outplacement-Firma Von Rundstedt, die ihr jüngstes Arbeitsmarkt-Barometer veröffentlicht hat. Mehr lesen Bluewin

Die NZZ beschränkt sich in der Berichterstattung zur Studie lediglich auf den Aspekt der Kündigungen, von denen 40plus noch mehr betroffen ist als 50plus. Offenbar ist die Angst vor Imageverlust aufgrund der öffentlichen Meinung bei Kündigungen für die Zielgruppe 50plus zu gross. Unternehmen weichen so auf diejenigen aus, die weniger im Rampenlicht stehen. Damit ist die Altersdiskriminierung keinesfalls vom Tisch. 

Studie Rundstedt

Berset leitet Untersuchung ein gegen Invalidenversicherung

Berset leitet Untersuchung ein gegen Invalidenversicherung

Für einmal möchte man ihn umarmen: Unseren Bundesrat Berset, der endlich eine Untersuchung gegen das Treiben der IV einleitet, die das eigentliche Ziel – all jenen, die aus der Arbeit geschädigt hervorgehen, eine menschenwürdige Rente zu sichern – schon längst aus den Augen verloren hat. Das berichtet der Tagesanzeiger vom 21.12.2019.

«Aufgeschnappt in der Kaffeepause am 4.12.2019 anlässlich dem Luzerner Gesellschaftskongress»
IV-Chef Dummermuth (SZ) gegenüber einem SUVA-Vertreter: «Sollten die da in Bern tatsächlich die Frechheit haben zu beschliessen, dass die IV-Abklärungsstellen die Gespräche auf Tonband aufnehmen müssen, dann werden wir das Spiel einfach umkehren und die Tonbandaufnahmen gegen die Klienten verwenden.»
Dumm von Dummermuth, dass er in seinem emotionalen Ärger nicht darauf achtete, wer am Nebentisch auch noch Kaffee trinkt. 

Ständerat: Noser & Co. gefährden Personenfreizügigkeit

Ständerat: Noser & Co. gefährden Personenfreizügigkeit

(HJ) Ausgesteuerte Arbeitslose Ü60 sollen künftig Überbrückungsleistungen erhalten. Das beschloss der Ständerat am 12.12.2019. Doch er rupfte das Huhn zuvor derart stark, dass es Betroffenen kaum mehr Anreiz bietet, im Gegenzug im nächsten Frühjahr die Personenfreizügigkeit (PFZ) zu verteidigen. Statt 58 350 Franken gewährt man Alleinstehenden gerade noch 38 900 Franken (inkl. Kranken- und Zahnarztkosten). Das entspricht in Aufrechnung aller Kosten und Risiken in etwa dem Betrag, den ältere Ausgesteuerte der Stadt Zürich von der Sozialhilfe erhalten (31 200 Franken exkl. Kranken- und Zahnarztkosten). Damit wird es nicht ernsthaft möglich sein, weiterhin Beiträge in die Pensionskasse einzubezahlen. Einziger Unterschied zur Sozialhilfe bestünde noch darin, dass die Bezugsgrenze bei Vermögen nicht bei 4000 Franken liegt, sondern bei 100 000 Franken.

Die ÜE-Leistungen werden nicht, wie vom Bundesrat vorgeschlagen, bis zum ordentlichen AHV-Alter bezahlt, sondern nur noch bis zum Alter der Frühpensionierung. Die Altersleistungen der Ausgesteuerten werden dadurch zusätzlich geschmälert. Erfolgreich am Crash beteiligt war eine unheilige Allianz von PFZ-Gegnern aus dem Lager der SVP im Zusammenspiel mit PZF-Befürwortern unter dem Fahnenträger Ruedi Noser. Dass der Crash im Nationalrat, wo die Vorlage Anfang 2020 traktandiert wird, weiter geht, davon ist auszugehen.

EFZ als Jobkiller
Thomas Minder, SH, in den Augen vieler ein moderner Kreuzritter der kleinen Leute, entpuppte sich als heftiger Gegner der Vorlage. Hätte man den wahren Inländervorrang anstelle der Light-Version umgesetzt, hätte man sich die Übung ersparen können. Ältere würden nun mal rund 10 Prozent mehr kosten und blieben somit unattraktiv für die Arbeitgeber. Die EFZ sei und bleibe ein Jobkiller. Sein wahres Gesicht zeigte er im Hinweis auf Schröders einstige Reform der Arbeitslosenversicherung in Deutschland. Die Kürzung von 32 Monaten Arbeitslosengelder auf 18 Monate hätte die Erwerbslosenzahl stark verringert. Dabei scheint er auszublenden, welches Elend die 1-Euro-Jobs über die Betroffenen gebracht hat. Nicht ohne Grund wendet sich Deutschland aktuell von dieser Reform ab. Aus seiner Sicht müsste man mehr Anreize für Unternehmer schaffen, u.a. in Form von Wiedereinstiegsprämien. Auch Ständerat Eder, ZG, votierte in diese Richtung. Nur wurden entsprechende Vorstösse von Avenir50plus Schweiz in der Vergangenheit regelmässig gebodigt, in Basel, in St. Gallen, in Zürich und in Luzern, wo das Anliegen zwar überwiesen wurde, aber in der Schublade auf Nimmerwiedersehen landete.

Die Ständeratsdebatte zeigte einmal mehr, dass die Probleme der Menschen, die dem wirtschaftlichen Strukturumbau zum Opfer fallen, nur auf der Oberfläche abgehandelt werden, wodurch die einzelnen Anliegen auch leichtes Futter für politische Machtkämpfe und persönliche Eitelkeiten sind. Was fehlt ist eine eigentliche Strategie für den Arbeitsmarkt 50plus, die u.a. einen gesetzlichen Schutz vor Altersdiskriminierung beinhaltet. Diese Forderung kam in dieser Debatte leider nicht einmal den Linken über die Lippen.

Geschäft 19.051 Überbrückungsleistungen Datenbank Curavista

Medienspiegel

2020.01.16 Blick Hauchdünne Mehrheit der Finanzkommission für Überbrückungsrente
2019.12.13. Blick Der Überbrückungsrente droht der Einsturz – Noser sabotiert Keller Sutter
2019.12.12. Echo der Zeit SRF Überbrückungsleistungen 
2019.12.12 TA Notrente gekürzt, Linke sauer

2019.12.12. TA Sie lebt mit 2450 Notrente im Monat

2012.12.12. NZZ Ständerat kürzt den Sozialausbau für ältere Erwerbslose

2012.12.12 Dauerhaft arbeitsunfähige Ausländer dürfen nicht in jedem Fall in der Schweiz bleiben

Im Vorfeld stellte Avenir50plus Schweiz den ParlamentarierInnen zwei Newsletters zu:

Newsletter ans Parlament  1 Wohlstand kommt von Arbeit – also gibt uns Jobs
Newsletter ans Parlament 2 Zeit für einen wirksamen Schutz vor Altersdiskriminierung

Der Wohlstand kommt von Arbeit – also gebt uns Jobs!

Der Wohlstand kommt von Arbeit – also gebt uns Jobs!

Newsletter 2) 2019.12.10 ans Parlament: Zwei Tage vor der Ständeratssitzung, an der die Botschaft zur Überbrückungsrente zur Diskussion steht, schreiben sich NZZ und Tagesanzeiger die Finger wund. Beide wollen sie das kleine Zugeständnis an die älteren Erwerbslosen partout verhindern. So schreibt in etwa die NZZ vom 10. Dezember: Der Trend verstärkt unsere Neigung zu vergessen, woher der Wohlstand kommt – von Arbeit, Investitionen und Innovationen und nicht vom Christkind. Und nicht genug: Zu erinnern sei auch an ein eisernes Gesetz der Sozialpolitik: Ist ein Ausbau einmal beschlossen, bringt man ihn fast nicht mehr weg.

Wer so daherredet, kennt das Wesen der Arbeitslosigkeit im Alter nicht und oder redet doppelzüngig. Die Betroffenen wollen in erster Linie Arbeit, die ihnen ein würdiges Altern erlaubt. Viele sind auch zu Zugeständnissen bereit. Arbeit gibt ihrem Leben Sinn und schafft Zugehörigkeit zu einer Gesellschaft, der sie über viele Jahre hinweg mit einer profunden Arbeitsleistung gedient haben. Keine Arbeit zu haben macht oft krank und scheuert Wut an allen Fronten gegen die politische Elite.

Doch der Arbeitsmarkt lässt sie weitgehend auf der Strecke, kennt die Schweiz denn auch kein Recht auf Arbeit. Viele Arbeitgeber rekrutieren immer noch lieber aus dem Ausland, statt Ältere einzustellen, weil es ihnen kurzfristig billiger erscheint. Oder aber sie verlagern Teilarbeiten ins Ausland, wie die NZZ-Group, dessen Brot der hetzende Redaktor isst. Die von der NZZ auf die Strasse gestellten Korrektoratfachleute würden viel lieber ihrer gewohnten Arbeit nachgehen, statt auf eine Überbrückungsrente zu warten. Doch wer keine Wahl hat, nimmt als Betroffener dankend Zuflucht zu dieser Massnahme der sozialen Abfederung, um sich alternativ den Gang auf das Sozialamt zu sparen.

Auch bezogen auf ein Leben mit Sozialhilfe verkennt der NZZ-Redaktor die Not der Betroffenen. Wer sich bei der Sozialhilfe meldet, wird in vielen Fällen nach dem Jobverlust auch noch zur Aufkündung der Wohnung gezwungen, weil die Mietzinsobergrenzen in der Sozialhilfe je nach Gemeinde zwischen 650 und 1100 Franken liegen. Die Ergänzungsleistungen, die bei der Überbrückungsrente zum Zuge kommen, gewähren höhere Mieten und sichern damit das gewohnte Wohnumfeld.

Wer es heute als älterer Sozialhilfebeziehender aus psychischen Gründen nicht schafft, die Wohnung, die über der Mietzinsobergrenze liegt, zu verlassen, bezahlt einen hohen Preis. Der Grundbedarf von 986 Franken wird um die erhöhte Miete gekürzt. Im Einzelfall kann es dann wohlformuliert in einem Beratungsgespräch heissen: «Wenn ich mehr Geld hätte, würde ich gerne mehr essen». Und das kurz vor Weihnachten, wo ein Teil unserer Gesellschaft sich in Lichtern einhüllt, um das Dunkel draussen nicht wahrnehmen zu müssen.

Eine Überbrückungsrente ist lediglich ein Mosaikstein einer Strategie, die einen Teil der älteren Erwerbslosen in Würde altern lässt. Doch wer Jobs für alle im Alter will, der soll es nicht dem Christkind überlassen, sondern gleichzeitig die Bestrebungen für einen gesetzlichen Schutz vor Altersdiskriminierung aktiv unterstützten. 

Frohe Adventszeit für alle
Heidi Joos, Geschäftsführerin Avenir50plus Schweiz. 

Newsletter 1) 2019.12.09 ans Parlament 

Medienspiegel
2019.12.10 NZZ Volksmentalität auf der Schweizer Wohlstandsinsel 
2019.12.10 NZZ Einkäufe in die Pensionskasse befördern Anspruch auf neue Sozialleistung
2019.12.10 TA Neue Notrente führt zu mehr Arbeitslosigkeit 
2019.12.10 TA Aus Angst vor einer Niederlage

2019.12.10 Annabelle. Zu alt für einen Job 
2019.12.10 Fadegrad  Armut Anstand Almosen

2019.12.11 LuzernerZeitung Will Ständerat eine Rente für Arbeitslose?